Vom 28. Mai bis 1. Juni verwandelte sich Bremen zum dritten Mal in ein Zentrum für klangliche Experimente, kreative Grenzgänge und internationale Begegnungen. Unter dem Motto „Wirklichkeit – Illusion – Vision“ brachte das „realtime–festival für neue musik“ Ensembles, Solist:innen und Publikum aus ganz Europa zusammen.
Bereits zur feierlichen Eröffnung im Theater am Leibnizplatz wurde klar, dass dieses Festival mehr sein will als eine Konzertreihe: Mario Cortizos Performance „SÓ UN SOLO“ verwandelte Alltagsgegenstände in ein humorvoll-nachdenkliches Klangorchester, während Claudia Janet Birkholz mit „Nothing is real?“ eine musikalisch-philosophische Reise zwischen Realität und Vorstellungskraft inszenierte.

Mario Cortizos „SÓ UN SOLO“ (Videos auf Instagram) und Pianistin und künstlerische Leiterin des realtime–festivals Claudia Janet Birkholz mit „Nothing is real“ (Videos auf Instagram). Fotos: Benjamin Eichler
Mit Spanien als Gastland standen unter anderem Javier Díez-Ena, Elena Mendoza und das Ensemble CrossingLines auf dem Programm – in intensiven Dialogen mit lokalen Künstler:innen wie Lynda Cortis, Johannes Haase und Olaf Tzschoppe.

Javier Díez-Ena beeindruckte mit dem Theremin (Videos auf Instagram).
Foto: Benjamin Eichler
Musik trifft Kulinarik: „Pasta Diva – Preludio alla Norma“
Ein Höhepunkt des Festivals war die Uraufführung von „Pasta Diva – Preludio alla Norma“, dem Gewinnerprojekt des diesjährigen Köster-Preises. Die Inszenierung des SONDER Ensembles und des Kammerensembles Konsonanz verband Kochkunst, Musik und szenisches Spiel zu einem multisensorischen Erlebnis.
Vom Rühren in Töpfen über klangvolle Schneidegeräusche bis hin zu duftenden Gewürzen – der Bühnenraum wurde zum kulinarisch-klanglichen Gesamtkunstwerk, das die Zuschauer:innen im wahrsten Sinne berührte.

„Pasta Diva – Preludio alla Norma“ des SONDER Ensembles mit dem Kammerensemble Konsonanz (Videos auf Instagram). Foto: Mary-Nell Hertel
Die Jury lobte das Werk für seinen „offenen und experimentellen Ansatz“. Mit dieser dritten Verleihung des mit 30.000 Euro dotierten Preises setzt das realtime–festival ein starkes Zeichen für die Förderung innovativer Musikprojekte.
Klangexperimente und Mitmachformate
Auch abseits der Hauptbühnen gab es viel zu entdecken: Auf dem Gelände des Bremer Güterbahnhofs, das während des Festivals als lebendiges Zentrum diente, fanden interaktive Konzerte, Workshops und Klangspaziergänge statt. Besonders beliebt: das Soundmaschinen-Projekt „RITSCH RATSCH KLICK KLACK“, bei der Kinder über drei Tage in Kooperation mit der Weserburg Museum für Moderne Kunst eine Soundmaschine aus Recyclingmaterial bauten.

Soundmaschine in Aktion (Instagram)

Soundmaschinen-Konzert: Thomas Keiser und Felix Fisgus. Fotos: Ulrich Graf-Nottrodt
Der große Aktionstag am 1. Juni lud Menschen aller Altersgruppen ein, aktiv zu werden – ob bei dem Mitmachkonzert „UNIVERSEN für Ensemble, Zuspiel und Live- Elektronik (UA)“, dem Märchenkonzert oder dem Blick durch die VR-Brille bei „Stage_ON The Road“.

Impressionen des Märchenkonzerts (Instagram)

Märchenkonzert: Dulcinea Aldonza – Autorin: Anke-Fischer Inszenierung: Christian Bergmann, Cello + Loop: Lynda Cortis
Fotos: Ulrich Graf-Nottrodt

Impressionen UNIVERSEN (Instagram)

„UNIVERSEN“: Das Publikum wird mit dem Handy Teil des totally-made-up-orchestra´s
Fotos: Ulrich Graf-Nottrodt
Auch buten un binnen hat über das realtime–festival berichtet:
https://www.butenunbinnen.de/videos/realtime-festival-musik-alltagsgegenstaende-instrumente-100.html
Visionen für die Zukunft
Mit über 2.000 Besucher:innen, starken Kooperationen – u. a. mit dem Instituto Cervantes, der spanischen Botschaft und der Weserburg – sowie einem offenen, generationenübergreifenden Programm zeigte das realtime–festival eindrucksvoll, wie zeitgenössische Musik inspirieren, überraschen und verbinden kann.
Ob Familien, Musikliebhaber:innen der Neuen Musik, Neugierige oder Schulklassen, das Festival schuf Räume für Begegnung und kreative Teilhabe. Es machte deutlich: Neue Musik ist nicht nur etwas für Spezialist:innen, sondern kann in ihrer Vielfalt Menschen jeden Alters erreichen.
Schon jetzt dürfen wir gespannt sein auf das nächste Festival im Jahr 2027 mit Irland als Gastland.
Weitere Impressionen des Festivals findet ihr auf Instagram.