Unter dem Motto: „Entdeckt die Klänge der Stadt“ nahm Jörn Paland – Audiotherapeut und Mitglied bei realtime-forum neue musik e.v. – vom 18. bis 20. Mai 2023 Menschen mit auf eine Klang-Tour durch Bremen. Entdeckt wurden Hörenswürdigkeiten vom Herdentor durch die Wallanlagen bis zur Villa Ichon. Vorsichtig wurde unterwegs mit einem Diagnosehammer an die Rinden der Bäume geklopft, um deren unterschiedliche Klänge zu erforschen. Beim Richtungshören erfuhren die interessierten Zuhörer, dass man auch „um die Ecke“ hören kann. Es war interessant zu erleben, dass unser Hörsinn bei geschlossenen Augen die Führung übernimmt. Auf diese Weise hatte wohl bisher niemand Bremen für sich entdeckt.
Das Gesprächskonzert zu dem Thema „KI-Systeme & Musik“ bildete am 18. Mai in der Weserburg den Auftakt. Die Fragestellung: Können Roboter tanzen oder musizieren? Prof. Dr. Frank Kirchner, Leiter des DFKI in Bremen, entwickelte mit seinem Team, der Uni Bremen, einen Roboter der tanzen kann! Eine Kostprobe davon gab es in der Talk-Runde mit Prof. Dr. Frank Kirchner und Prof. Dr. Kai-Uwe Kühnberger, der ebenfalls seit Jahren zur KI forscht. Den tanzenden Roboter haben wir für euch auch auf Instagram eingestellt. Klickt mal rein: https://www.instagram.com/realtime_bremen/
Eine weitere TalkTime gab es am 20. Mai. Über das spannende Thema „Künstliche Kunst – ist das möglich?“ sprachen Prof. Dr. Dagmar Borchers, Philosophin der Universität Bremen, Prof. Dr. Arvid Kappas, Psychologe an der Constructor University und Prof. Dr. Frank Kirchner, Leiter des DFKI in Bremen.
Vom 18. bis 21. Mai spielte Kagan Söylerkaya in der Bremer Innenstadt Werke auf Schlaginstrumenten von Xenakis bis Gerassimez. Die Passanten setzten sich bei herrlichem Wetter spontan auf den Boden, um den 15-minütigen Percussion-Konzerten zuzuhören.
Die Schöne und das Biest, erzählt und musikalisch begleitet von Christian Bergmann (Sprecher + Inszenierung), Lynda Cortis (Violoncello + Loop) und neu geschrieben von Anke Fischer begeisterte am 21. Mai 2023 im Park am Leibnizplatz kleine und große Zuhörer. In einem vorausgehenden Workshop konnten Kinder einfache Geräuschemacher basteln, um selbst Teil der Aufführung zu werden und das Märchen an bestimmten Stellen rasselnd zu unterstützen.
Drei Tage lang konstruierten und feilten die jungen Teilnehmer in der Soundmaschinen-Werkstatt mit den Künstlern Thomas Keiser und Felix Fisgus an ihrer Musikmaschine. Das Baumaterial waren Alltagsgegenständen, die mit Motoren und Mikrokontrollern in Aktion gebracht wurden. Am 21. Mai 2023 präsentierten die Kinder ihr Werk in der Weserburg mit einem Soundmaschinen-Konzert, das nicht nur spannend klang sondern auch optisch durch Lichteffekte beeindruckte. Schaut also unbedingt auch auf Instagram, dort gibt’s einen Soundmaschinen-Film: https://www.instagram.com/realtime_bremen/
In der Zeit vom 19. bis 21. Mai 2023 installierte Gero Koenig seinen Chordeographen in der Weserburg Museum für moderne Kunst.
Body Play – Chordeograph Augmented Reality
Instrument und grafische Partituren als interaktive Videoinstallation
Das Projekt „Chordeograph Augmented Reality“ erschließt einem oder mehreren Teilnehmern die Navigation in einem weiten Klangraum. Saiten gespannt auf einen großen Resonanzkörper sind ein uraltes Konzept der Klangerzeugung. Der Chordeograph erweitert dieses Konzept durch die Integration interaktiver grafischer Partituren und computergestützter Echtzeit Saitenanregung. Die interaktiven Einheiten, Software-Bots, erkunden die Resonanzfrequenzen jeder einzelnen Saite. Die Partitur ist die Schnittstelle zwischen den Spieler:innen und den Software-Bots. Sie steuert den Aktionsbereich und das Verhalten der Software-Bots.
Die Spieler:innen interagieren mit den Software-Bots durch ihre Körperbewegungen. Die Bewegungen ihrer Arme und Hände werden in ihrer räumlichen Position und Dynamik elektronisch erschlossen. Damit können die Spieler:innen gezielt elektrische Signale auslösen. Die daraus resultierenden Frequenzen werden in präzise mechanische Schwingungen einer bis aller Saiten umgewandelt.
Gero Koenig entwickelte die Arbeit 2018 am Hertz Labor des ZKM unterstützt von ARTOXIN.
Konzept, Konstruktion und Programmierung: Gero Koenig Instrumentenbau: Bernd Alexander Bittmann, Peter Kelemen Technische / künstlerische Beratung: Gottfried Düren, Georg Dietzler, Bernd Wendt
Gero Koenig
1972 geboren, lebt und arbeitet als Komponist, Performer, Instrumentenerfinder und Medienkünstler in Köln. Er studierte Klavier und Komposition an der Robert-Schumann Hochschule in Düsseldorf sowie bei Clarence Barlow und Nic. A. Huber. Seit 2002 realisiert er Kompositionen und inszenierte Konzertperformances mit ortsbezogener visueller Dramaturgie und Raumgestaltung wie in Klangraum Basilika St. Gereon in Köln, SAFE AND SOUND in Belgrad, Audio Art in Krakau, ZKM in Karlsruhe, S.T.R.E.A.M. Festival und SMC Hamburg.
Aus einer Dekonstruktion des Klaviers entwickelte er den „Chordeograph“ als Instrument und Verfahren zur Klangerzeugung und eine Software zur interaktiven Echtzeitsteuerung. 2018 wurde der Chordeograph als interaktive Installation im Rahmen der Ausstellung Open Codes am Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) ausgestellt.
Das realtime–festival zu Gast in der Weserburg, Museum für moderne Kunst: Am 18. Mai 2023 wurde dem Publikum mit Imitation Game ein außergewöhnliches KI-Konzert präsentiert. In der interaktiven Komposition von Artemi-Maria Gioti, für menschliche und Roboter-Perkussionisten, spielte ein von künstlicher Intelligenz gesteuertes Schlagzeug zusammenmit dem Perkussionisten Manuel Alcaraz Clemente.
Neben Werken der aktuellen Alben „Bow Wave“ und „Entangleland“ begeisterten Andi Otto, Sebastian Kokus und Manuel Chittka auch mit freien Improvisationen das Publikum am 21. Mai im Schlachthof Bremen. Im Anschluss an das Konzert nahm sich Andi Otto noch die Zeit dem interessierten Publikum das von ihm selbst entwickelte „Fello“-System vorzustellen – einer Kombination von Cello, Sensoren und Software. „Fello“ ist ein System, bei dem das eigentliche Spiel bisweilen erst beginnt, wenn der Bogen die Saiten verlässt und in der Luft tanzt. Die Klänge des Cellos werden dabei durch Gesten mit dem Bogen verändert, ähnlich wie beim Spiel auf einem Theremin.
Das Finale I des realtime–festivals am 21. Mai im Schlachthof Bremen, Generation Kill des Komponisten Stefan Prins, regte zum Nachdenken an und fragte: Beeinflussen Videospiele die Kriege, die dann wie Videospiele geführt werden? Die Musiker:innen des Nadar-Ensembles bedienten neben den Instrumenten auch Spielekonsolen und ließen Audio- und Videosamples mit akustischem Instrumentalspiel untereinander agieren und sich gegenseitig kontrollieren.
Mit Future Soundscapes entführte das Ensemble PULSE – Johannes Haases progressives Streichquartett aus Bremen – am 20. Mai das Publikum im Tor 40 in elektronische Klangwelten und kollaborierte für das realtime–festival mit dem Schlagzeuger und Techno-Produzenten Endrick. Präsentiert wurden ganz neue, futuristische Klanggebilde mit dreidimensionalen Rhythmusstrukturen und sphärische Flächen. Bei Instagram könnt ihr übrigens in alle Konzerte auch noch einmal reinhören: https://www.instagram.com/realtime_bremen/
Johannes Haase – Violine, Elektronik Joosten Ellée – Violine, Elektronik Yuko Hara –Viola, Elektronik Jakob Nierenz – Violoncello, Elektronik Gast: Endrick – Synth, MPC, Drums