Klaviermusik gestern – heute – morgen

Claudia Janet Birkholz Foto von Andreas Caspari

Die Pianistin und Dozentin für Neue Musik, Claudia Janet Birkholz, lädt drei Mal im Jahr zu einem besonderen Gesprächskonzert ein, bei dem sie mit ihren Gästen über Musik spricht und ausgewählte Werke am Flügel spielt.
Am Samstag, 15. April, hat sie das französische Allround-Talent Pierre Jodlowski eingeladen.
Jodlowski arbeitet als Komponist, Performer und Multimedia-Künstler in vielen Bereichen: von Film, über interaktive Installationen bis zu multimedialen Inszenierungen, aber auch Kompositionen für Klavier. Seine Werke sind wegweisend und genreübergreifend. Sie werden auf allen großen Festivals für zeitgenössische Musik eingeladen und auch uraufgeführt.
Im Mittelpunkt des Gesprächskonzerts stehen seine Arbeit und Klavierstücke, seine Verbindung zu John Cage und die Technik der Klavierpräparation – und damit ein Ausflug in die Geschichte der Klaviermusik: gestern – heute – morgen!

Mit Werken für präpariertes Klavier von Pierre Jodlowski und John Cage.

Let's Talk Music – Gesprächskonzert mit Claudia J. Birkholz und Pierre Jodlowski

Samstag, 15.4.2023
19-21 Uhr
Haus der Wissenschaft/Olbers-Saal
Karten an der Abendkasse.
Eintritt: 14 €/erm. 8 €
Reservierungen über info@realtime-bremen.de

KI kreativ nutzen

Pierre Jodlowski Foto von Wojtek Kornet

Pierre Jodlowski, der französische Komponist, Musiker und Multimediakünstler, kommt mit einem genreübergreifenden Musiktheater zum realtime-Festival im Mai 2023 nach Bremen. Das hochmoderne Stück „Alan T.“ aus dem Jahre 2021 zeigt neben traditionellen Instrumenten auch KI-gesteuerter Elektronik und Avatare.
Aber Jodlowski wird schon vorher nach Bremen kommen, um über dieses Werk zu sprechen.
Am 15. April 2023 wird er in einer Lecture im Haus der Wissenschaft erklären, wie er die KI-gesteuerte Elektronik und die Avatare entwickelt hat, wie er die KI programmierte und was die künstlerische Idee dahinter ist.
Außerdem spricht er über seine Arbeit im Allgemeinen, die im wahrsten Sinne multimedial ist und genreübergreifende Techniken sowie KI-Programmierungen einbezieht.
Die Zuhörenden können während der Lecture bestimmte Themen ausprobieren und Fragen stellen.
Sie wird in englischer Sprache gehalten.

Die Lecture ist konzipiert für Studierende der Informatik, ebenso der Kompositionslehre und alle Interessierte, die hinter die Kulissen eines solch umfangreichen multimedialen und genreübergreifenden Gesamtkunstwerk schauen wollen.

Pierre Jodlowski

studierte Klavier, Saxophon und E-Bass am Conservatoire de Toulouse, anschließend Komposition an der Universität von Toulouse. 1995 erhielt er an der Universität Lyon seinen Abschluss in Musik und Musikwissenschaft sowie 1996 sein Music National Diploma of Higher Studies (DNESM) in elektroakustischer Komposition. Anschließend studierte er am Institut für Forschung und Akustik/Musikkoordination Komposition und Computermusik. Seine Ausbildung schloss er 1998 mit der Erlangung der Habilitation als Professor für elektroakustische Komposition ab.
Jodlowski arbeitet heute als Komponist, Performer und Multimedia-Künstler in vielen Bereichen: Film, interaktive Installationen, Inszenierung.

Samstag, 15.4.2023
14-16 Uhr
Haus der Wissenschaft, Bremen
Karten an der Tageskasse.
Eintritt: 15 € / für Studierende frei!

Zwei Konzerte eröffnen das realtime-festival 2023

Christine Ott Foto von Jean-Pierre Rosenkranz

Mit dem Eröffnungskonzert am Mittwoch, 17. Mai, startet um 19 Uhr das realtime-festival im Sendesaal mit zwei Konzerten: Claudia Janet Birkholz und Laurenz Theinert erzeugen in ihrem „Pas de Deux“ mit Klavier & visual piano einen Klang-Farb-Rausch. Anschließend verzaubert Christine Ott an der Ondes Martenot mit Musik aus anderen Welten und Zeiten.

Opening I: Pas de Deux
Opening II: Ode Mystique
MI | 17. Mai 2023
19.00 Uhr
Sendesaal Bremen

Auch in diesem Jahr bringt das realtime-festival 2023 Stars der zeitgenössischen Musikszene nach Bremen, dieses Jahr aus dem Gastland Frankreich. Unter dem Motto „Mensch-Musik-Maschine“ berauschen Konzerte, Performances und Installationen alle Sinne und laden zu Austausch und Begegnungen ein.

Pas de Deux der besonderen Art

Zum Auftakt präsentiert das Festival zwei Konzerte im Sendesaal Bremen. Im ersten Konzert hat sich die Konzertpianistin Claudia Janet Birkholz zu einem Duo mit Laurenz Theinert zusammengetan. Theinert ist Virtuose an einem besonderen Instrument – dem visual piano. Es übersetzt Klänge in optische und räumliche Lichterscheinungen. Die Klänge liefert Claudia Janet Birkholz am Flügel. Sie spielt Werke der großen Komponisten Hans Otte, György Ligety und Luigi Dallapiccola, die in ihrer Farbigkeit und Struktur eine kongeniale Erweiterung der Lichterscheinungen des visual pianos sind.
Ein Tanz aus Formen und Farben, aus Klängen und Visionen für Augen und Ohren. Linien und Flächen erobern den schlichten Konzertsaal zum Klang meisterlicher Klaviermusik. Das Publikum sitzt mitten im Geschehen und wird von einer Landschaft aus schwebenden Mustern, psychedelischen Farben und betörenden Klängen verzaubert.
Ein Zusammenspiel der Extraklasse, einen Pas De Deux mit Werken der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Claudia Janet Birkholz studierte Klavier an der Hochschule für Künste in Bremen bei Kurt Seibert und ist dort seit 1993 Dozentin für Klavier und zeitgenössische Musik. Sie trat u.a. bei den Bodenseefestspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gaudeamus MusicWeek, Wien modern, den Berliner Festwochen, dem Ultraschallfestival, dem Festival für zeitgemäße Musik Bludenz und den Bregenzer Festspielen auf und widmet sich in letzter Zeit besonders der Entwicklung neuer Konzertformate in Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern, Psychologen, KI-Forschern und Mathematikern. Sie ist Initiatorin des Vereins „Realtime-Forum Neue Musik“ e.V. und künstlerische Leiterin des „Realtime Festivals für Neue Musik Bremen“, das jedes zweite Jahr in Bremen stattfindet.

Laurenz Theinert studierte an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Stuttgart und Leicester University, GB. Als Live-Licht- und Medienkünstler konzentriert er sein Schaffen auf visuelle Erfahrungen, die nicht bildhaft auf etwas verweisen. Mit seinem selbst entwickelten „visual piano“ spielte er Performances auf der ganzen Welt von Sao Paulo, London, Sydney, Berlin über New York bis Singapur. Theinert erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den VBKW Förderpreis (2009), den MuVI3 Award für synästhetische Medienkunst (2011), den Visual Music Award (2018) oder das Kavalierhausstipendium in Langenargen (2018).

Ode Mystique mit zauberhaften Klängen

Im zweiten Konzert des Abends erklingt nach einer Pause Musik wie aus anderen Welten und Zeiten, die Christine Ott, der Stargast aus Frankreich, an der Ondes Martenot nach Bremen bringt.
Die Ondes Martenot, ein monophones elektronisches Musikinstrument mit sieben Oktaven Umfang, machte seit seiner Erfindung im Jahr 1928 mit seinem variablen Klang Furore. Das elektronische Tasteninstrument wird mit der rechten Hand über ein Manual oder mittels eines Ringes gespielt, während mit der linken Hand Dynamik und Klangfarbe gesteuert werden können. Messiaen, Honegger oder Koechlin komponierten für das Instrument. Auch in der Filmmusik ist es bis heute oft zu hören (Die wunderbare Welt der Amelie).
Anklänge an die Pop-Musik und den Soundtrack eines Films werden auch in Otts Konzert aufblitzen. Neben Klassikern des Genres wird Christine Ott zudem eigene Werke spielen.

Christine Ott gilt als die Virtuosin des Ondes Martenot, außerdem ist sie Pianistin, Komponistin und Lehrerin am Straßburger Konservatorium. Sie ist Goldmedaillengewinnerin des Straßburger Konservatoriums, gewann den Preis des Nationalen Konservatoriums für Musik und Tanz in Paris und 2002 den ersten Preis für Kompositionen von François de Roubaix beim Antibes World Underwater Image Festival. Ott trat als Solo-Wave-Spielerin in vielen klassischen Orchestern und Festivals sowie mit Ensembles überall auf der Welt auf.

Eine Viertelstunde vor Beginn wird vor jedem Konzert eine Einführung zu den Künstler:innen und Werken angeboten.

Claudia Janet Birkholz – Klavier
Laurenz Theinert – visual piano
Werke von Hans Otte, György Ligeti und Luici Dallapiccola

Christine Ott – Ondes Martenot und Elektronik
Werke von Edouard Michael, Vincent Hänni, Karen Tanaka, Christine Ott und Bernard Parmegiani


Jedes Konzert dauert etwa 45 Minuten! Im Sendesaal ist freie Platzwahl.

Ticket: 40 €
ermäßigt: 12 €

(ermäßigt sind alle Menschen bis 30 Jahre, Auszubildende, Studierende, Rentner*innen, Erwerbslose und Schwerbeschädigte)

Interview der künst­­­­lerischen Leitung von realtime – forum neue musik e. v.

Claudia Birkholz ist die künstlerische Leiterin des Vereins realtime-forum neue musik und des realtime – internationales festival für neue musik.
Anke Fischer ist die Assistenz der künstlerischen Leitung und zuständig für das künstlerische Betriebsbüro.

Was macht eigentlich eine künstlerische Leitung?

Die künstlerische Leitung ist sozusagen das Bodenpersonal eines Festivals. Dadurch können die Künstler:innen sich auf ihre Auftritte konzentrieren und ganz entspannt ihr Ding machen. Und das Publikum kann sich zurücklehnen und eine beeindruckende Aufführung erleben. Bevor es aber so weit ist, überlegen wir zuallererst, welche Konzerte oder Veranstaltungen für unser Publikum interessant und unterhaltsam sein könnten. Wir fragen uns, was die aktuellen Themen in der Welt sind. Was bewegt die Menschen? Danach nehmen wir Kontakt mit Künstler:innen auf, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Wir diskutieren künstlerische Ideen und ihre Umsetzung, suchen passende Veranstaltungsorte und kümmern uns um den reibungslosen inhaltlichen Ablauf der Projekte. Im Mittelpunkt steht dabei immer die moderne zeitgenössische Musik. Das gilt für die künstlerischen Inhalte der Konzerte sowie aller weiteren Veranstaltungen und Projekte für den Verein und für das Festival.

Welche Arten von Veranstaltungen liegen dem realtime festival und dem Verein am Herzen?

Da sind zunächst einmal die Gesprächskonzerte wie die Formatreihe „Let’s Talk Music“, bei denen wir Gäste einladen und über die Vielfalt der Neuen Musik sprechen. Dann gibt es auch ungewöhnliche und ausgefallene Musikwerke mit besonderen Instrumenten. Besonders stolz sind wir auf die multimedialen Inszenierungen. Alle unsere Konzerte werden moderiert. Das heißt, wir führen mit auch für Laien verständlicher Sprache in die Werke ein und erzählen, was das Besondere dabei ist, wie es verstanden werden kann. Wir laden ein, ganz offen und unvoreingenommen zuzuhören. Während der Aufführungen sollen – anders als sonst üblich – alle Sensorien des Publikums angeregt werden. Musik, Video, Installationen, Projektionen und immer wieder neue, faszinierende Klänge bereichern das Erlebnis und schärfen alle Sinne. Dazu suchen wir uns ungewöhnliche Orte, die mit der bekannten Atmosphäre eines Konzertsaales elegant und gelegentlich auch ironisch spielen. Das sind zum Beispiel Museen, Ausstellungsräume, Clubs, aber auch Kirchen und Theater oder sogar Heizungskeller.

Was macht die Besonderheit der Neuen Musik aus?

Die Vielfalt der Neuen Musik ist wirklich außergewöhnlich und eines ist sicher: Sie lässt niemanden kalt. Für den Zuhörenden kann es sowohl aufregend wie auch anregend sein, sich auf neue Klänge einzulassen. Und man hat hinterher immer etwas zu erzählen und zu diskutieren. Diese neuen Klang- und Erlebnisräume erzeugen völlig neue Aufführungskonzepte, die beim realtime festival im Mai 2023 zu sehen sein werden. Der Köster-Preis, ein in Bremen ins Leben gerufener Wettbewerbspreis mit hohem Anspruch an Idee und Performance, hat explizit dazu eingeladen, sich neue Aufführungskonzepte auszudenken. Eine große Zahl von Künstler:innen aus vielen Ländern haben ihre Projektentwürfe eingeschickt, aus denen eine internationale Jury die Finalist:innen aussucht. Ein Gewinner:innenprojekt wird dann während des Festivals einstudiert und aufgeführt. Wir haben in die Einsendungen hineingeschaut und können eine wirklich hochkarätige Aufführung versprechen. 

Das Gastland zum Festival im Frühjahr ist Frankreich. Wir haben Künstler:innen und Compagnien mit herausragenden Projekten aus dem in Bremen so gut verankerten Gastland eingeladen. Eine ungewöhnliche Begegnung mit unseren französischen Freund:innen ist garantiert.

Wie ist das Festival aufgebaut und intendiert?

Es soll ein Festival der Musik für alle Musikinteressierten in und um Bremen werden. Darum gibt es neben den Konzerten und multimedialen Performances auch viele Open-Air Aktionen in der Stadt, in der Straßenbahn, in den Wallanlagen, die für alle Menschen zugänglich sind. Dazu bieten wir Workshops für Erwachsene und ganz besonders auch für Kinder und Jugendliche. Ergänzend gibt es TalkTimes, also gut verständliche Gespräche zum aktuellen Musikgeschehen.

Alle Konzerte des Festivals dauern jeweils ungefähr 45 Minuten und zeigen Performances, Projektionen, neuartige Instrumente und vor allem viel Musik, die sich inhaltlich am Thema des Festivals orientiert. Es geht ja um „Mensch-Musik-Maschine“. Wir werden Konzerte hören, die von einer Künstlichen Intelligenz, also einer sich selbst programmierenden und damit umweltsensiblen Software, gesteuert werden. Besonders am Herzen liegen uns multidimensionale Konzerte wie das Musiktheater über den Vater der ersten Rechenmaschine, Alan Turing, oder zum Beispiel Musiker:innen an Spielkonsolen, die für eine Verschmelzung zwischen Video und Live-Musik sorgen.

In der Innenstadt Bremens wird es kleinere spontane und öffentliche Konzerte geben – auch die sind außergewöhnlich. Zum Beispiel wird ein Konzert mit der Beteiligung von Motorrädern oder einem Schlagzeug aufgeführt. In diesem Fall wird es faszinierend, herausfordernd und sogar laut, vielleicht aber ja auch leise und nachdenklich. Wie die Vielfalt der Neuen Musik eben sein kann. Wir freuen uns auf das Publikum, die Künstler:innen und das Festival – und die vielen Begegnungen und den Austausch zwischen allen! Alle Bremer:innen sind herzlich eingeladen.


Claudia Janet Birkholz, geboren in Bremen, ist eine im In- und Ausland gefragte Interpretin für Klaviermusik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie Dozentin für Klavier und zeitgenössische Musik an der Hochschule für Künste Bremen.

Sie trat u. a. bei den Bodenseefestspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gaudeamus MusicWeek, Wien modern, den Berliner Festwochen, dem Ultraschallfestival, dem Festival für zeitgemäße Musik Bludenz und den Bregenzer Festspielen auf. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Vereins realtime – forum neue musik e. v. und künstlerische Leiterin des realtime – internationales festival für neue musik.

Mehr Infos findet ihr hier:
https://cjbirkholz.com/

Anke Marie Fischer studierte Public Relations in München zur PR-Fachwirtin, belegte Seminare in Journalismus und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton regionaler Zeitungen in Bayern. Sie berät und betreut Kultureinrichtungen, bis 2004 in Bayern und heute in Bremen, u.a. für den St. Petri Dom sowie für das Musikfest Bremen. Seit zehn Jahren arbeitet sie für den Verein realtime – forum neue musik e. v. und als künstlerische Assistenz des realtime – internationales festival für neue musik.

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