FUTURE SOUNDSCAPES (UA)

Pulse mit Endrick Foto Wustmann

Mit dem Ensemble PULSE aus Bremen + Endrick

PULSE ist ein progressives Streichquartett, das neue musikalische Ideen frei über alle Genres und Grenzen hinweg fließen lässt. Mit der Verwendung von Elektronik erschließen sie Klangwelten, die für ein Streichquartett sonst unzugänglich wären.
In FUTURE SOUNDSCAPES kollaboriert PULSE für das Realtime-Festival mit dem Schlagzeuger und Techno- Produzenten Endrick, der mit Hardware, MPC und FM-Synths spielen wird. Zusammen erbauen und forschen PULSE und Endrick futuristische Klanggebilde, dreidimensionale Rhythmusstrukturen und sphärische Flächen. Das komplett verstärkte Streichquartett vermischt sich mit elektronisch erzeugten Klängen aus dem Drum-Computer und Synthesizer, zusammen betreiben sie hier Klangsynthese. Einerseits verschmelzen die Klänge, andererseits findet auch ein Rollentausch statt: Das Streichquartett wird mit sequenzartigen Rhythmusfiguren zum Drum-Computer, Endrick mittels Sampling zum Streichquartett, da vorab aufgenommenes Material von PULSE gesampelt wird. Heraus kommen neue futuristische Klangräume abseits aller gängigen Pfade.

SA| 20. Mai 2023
18.00 Uhr Future Soundscapes (Uraufführung)
Tor 40 / Beim Handelsmuseum 9, Bremen

Künstler:innen:
Ensemble PULSE mit Johannes Haase (Violine, Elektronik)
Joosten Ellée (Violine, Elektronik)
Yuko Hara (Viola, Elektronik)
Jakob Nierenz (Violoncello, Elektronik)
Gast: Endrick (Synth, MPC, Drums)

Viten:

Ensemble PULSE plus Endrick

Am Puls der Zeit: Das Streichquartett PULSE hat sich 2019 neu gegründet und sich sowohl der Aufführung von zeitgenössischen Werken in einem kulturübergreifenden Kontext verschrieben als auch der Realisierung von neuartigen kreativen Projekten, in denen die konventionellen Grenzen seines Genres bewusst übergangen werden und mit Innovation, Eigenständigkeit, Ideen und neuen Konzepten experimentiert, improvisiert und schließlich komponiert wird. Zusammenarbeit mit Komponist*innen und Kollaborationen mit genrefernen Akteur*innen stehen dabei im Mittelpunkt. Bei PULSE sollen Inspirationsquellen und Verbindungen über die Jahrhunderte aufgezeigt werden, kulturelle Gemeinsamkeiten, Unterschiede und der Umgang mit ihnen. PULSE steht auch für den Rhythmus der Zeit, so werden aktuelle elektronische Möglichkeiten der Klangerzeugung und -verarbeitung und ihre Verbindung mit den Streichinstrumenten gesucht: ein klangliches Abbild und eine Reflexion der Zeit in der wir leben.
https://pulsepulse.de/

Pulse Foto von Lukas Klose

Johannes Haase

Johannes Haase hat Violine und freie Improvisation in Bremen und Basel bei Fred Frith, Thomas Klug und Alfred Zimmerlin studiert, weiteren Unterricht hatte er bei Irvine Arditti, Igor Ozim, Mitgliedern des Ensemble Modern, sowie bei Kala Ramnath in Mumbai und bei Ellery Eskelin und Zach Brock in New York. Seitdem bewegt er sich auf elektrischem und modernem Instrumentarium im Grenzgebiet von zeitgenössischer Musik, Jazz und improvisierter Musik. Er kollaboriert mit Künstlern wie dem Rapper Flowin Immo, Sitarmeister Imran Khan und der Pianistin Johanna Borchert, spielte Tangos in Milongas in Buenos Aires, Konzerte auf dem Fusion Festival sowie in großen Konzerthäusern wie mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und dem Kammerorchester Basel, collectivo eunk, oh-ton Ensemble, im Duo mit Johanna Borchert, den Geige-Drum-Duos ohneland und Scylla, und den Improvisationsgruppen Myotis Kollektiv und The First Church of Free Music.
Haase gab Masterclasses und Workshops an verschiedenen Universitäten Südamerikas Europas und Asiens und war 2018 Dozent bei der Jungen Deutschen Philharmonie, seit 2019 unterrichtet er Improvisation an der Akademie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Joosten Ellée

Joosten Ellée studierte bei Prof. Thomas Klug (HfK Bremen) und Prof. Petra Müllejans (HfMDK Frankfurt). Er ist Konzertmeister, künstlerischer Leiter und Mitgründer von ensemble reflektor. Neben reger Mitwirkung bei Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Ensemble Continuum, setzt Joosten seine eigenen musikalischen Konzepte mit oder ohne Geige vor oder hinter dem Orchester, in der Kammermusikgruppe oder am Computer um.

Yuko Hara

Yuko Hara studierte an der Tokyo University of the Arts sowie am Konservatorium in Genf und der Musik-Akademie Basel. Sie ist Preisträgerin des Lionel Tertis International Viola Competition und des Tokyo Musikwettbewerbs. Als Solistin trat sie mit dem Japan Philharmonic Orchestra auf und spielt u.a. beim Orchester des Opernhauses Zürich und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Mit der Barockbratsche ist sie Mitglied des Ensembles Volcania in Bremen und spielt beim Orchestra La Scintilla in Zürich und dem Freiburger Barockorchester. Sie ist eine begeisterte Kammermusikerin, studierte Streichquartett bei Rainer Schmidt (Hagen Quartett) und gewann den 3. Preis beim Internationalen Osaka Kammermusikwettbewerb. Sie ist Bratschistin des Quatuor Ardeo in Paris und des franz ensemble in Bremen, und seit 2018 die künstlerische Leiterin des französischen Festivals Hirondelle.

Jakob Nierenz

Jakob Nierenz studierte Violoncello an der HfK Bremen und an der Rice University in Houston/USA. Bis Ende der Saison war 2019/20 war er stellvertretender Solocellist des Philharmonischen Orchesters Lübeck. Er ist Solocellist des »ensemble reflektor«, das in der Saison 2020/21 bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Schleswig-Holstein Musik Festival debütieren wird.
Jakob Nierenz war Mitglied des in Houston ansässigen Ensembles für neue Musik Loop38 und fungierte während der Gründungssaison 2016/2017 als Solocellist. Ein besonderer Moment in seiner Karriere war ein Auftritt mit Nicole Mitchells Black Earth Ensemble 2018 in Mannheim. Mit engen Freunden spielt er im Rothko String Quartet (Konzerte u.a. beim PODIUM Festival Esslingen und beim Taktraum Festival Ingolstadt) und dem OvAnima Klaviertrio (Konzerte in den USA, Spanien und Deutschland). Ab dem Sommersemester 2021 ist er Artist in Residence an der Leuphana Universität Lüneburg und lehrt dort Kammermusik.

Endrick

Endrick

Endrick spielt live improvisierten freie Form Techno. Endrick ist das Soloprojekt von Christian Hohenbild, der aufgewachsen in Berlin, in Bremen Jazz-Schlagzeug studierte und 2014 nach Berlin zurückkehrte. Er spielt bei Das Lange Elend und ArroganzAllianz sowie personen(4), und fügte elektronische Elemente hinzu. Ab 2018 integrierte er das akustische Schlagzeug, Synthesizer und Samples in die Musik und Livekonzerte von Soft Grid (Jana Sotzko (PointNoPoint), Theresa Stroetges (Golden Diskoship)). Seit 2020 setzt sich die Zusammenarbeit mit Theresa Stroetges als Painting fort. Ende 2021 wird das erste Album unter diesem Namen erscheinen.
Neben der Kombination von elektronischer Musik mit akustischen Instrumenten und der Improvisation mit diesen Bestandteilen, vor allem live, interessiert sich Endrick für die Solo Performance und Live Improvisation ausschließlich mit elektronischen Instrumenten und das Sounddesign von Klängen und Texturen, wobei er synthetisch modelliert und auf Samples oder konventionelle Instrumente verzichtet. Der hyperreale Sound, der organische Klänge karikiert und übertreibt und so undenkbare Instrumente verwirklicht, findet sich auch in den von ihm gestalteten Videos wieder, in denen prozedural designte computeranimierte Texturen mit echten Aufnahmen kombiniert werden, um eine erweiterte Realität zu erzeugen.
https://endrick.de/

Imitation Game

Imitation-Game Foto von Nicolae David

Konzert für Schlagzeuger und Perkussion-KI

DO| 18. Mai 2023
18.00 Uhr Konzert: Imitation Game
Weserburg Museum für moderne Kunst / Otte-Klanghaus

Am Donnerstag, 18. Mai, wird in der Weserburg Museum für Moderne Kunst das Stück der griechischen Komponistin Artemi-Maria Gioti während des realtime-festivals aufgeführt.
Das Stück setzt sich, passend zum Motto „Mensch-Musik-Maschine“ des Festivals, mit den aktuellen Tendenzen der Technik im Bereich der Neuen Musik auseinander.

Kann eine Künstliche Intelligenz (KI) Schlagzeug spielen?

Die Komponistin Artemi-Maria Gioti hat sich dieser Frage gestellt. Für ihr Werk Imitation Game entwickelte sie ein robotisiertes Schlagzeug, das KI-gesteuert mit einem menschlichen Schlagzeuger im Duett spielt. Da dieses Miteinander eine Art Improvisationsmusik ist, klingt dieses Zusammenspiel bei jeder Aufführung anders. Das KI-Schlagzeug reagiert auf die rhythmischen, klanglichen und dynamischen Vorgaben des Duettpartners ebenso wie der Schlagzeuger auf die Vorgaben des Roboter-Schlagzeugers. Das Publikum kann hören und beobachten, wie sich beide „Musiker“ gegenseitig befruchten.

Das Stück dauert etwa eine Viertelstunde und wird zweimal gespielt. Vor dem ersten und zweiten Kurzkonzert wird die künstlerische Leiterin des Festivals, Claudia Janet Birkholz, mit der Komponistin über die Besonderheiten des Stücks, die Variationen und die komplizierte Apparatur sprechen. Denn vorab bauten der Schlagzeuger und die Komponistin mehrere Tage lang beide Schlagzeuge auf und stimmten sie untereinander ab.
Nach dem Konzert beantwortet Artemi-Maria Gioti die Fragen des Publikums.

In Kooperation mit der Weserburg Museum für moderne Kunst Bremen

Künstler:innen.
Artemi-Maria Gioti – Komponistin
Manuel Alcaraz Clemente – Perkussion
Werk: Imitation Game (2018) von Artemi-Maria Gioti

Ticket: 15 € / ermäßigt: 12 € im VVK über Nordwest-Ticket sowie an der Abendkasse
(ermäßigt sind alle Menschen bis 30 Jahre, Auszubildende, Studierende, Rentner*innen, Erwerbslose und Schwerbeschädigte)

Hintergründe

Artemi-Maria Gioti

Artemi-Maria Gioti

Artemi-Maria Gioti ist eine Komponistin und Forscherin, die transdisziplinär zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie arbeitet. Ihre Forschungsinteressen umfassen Computational Intelligence, Musikrobotik, Sonifikation sowie kollaborative und partizipative Klangkunst.

Gioti wurde 1990 in Griechenland geboren, lebt und arbeitet in Graz, Österreich. Sie studierte Komposition an der Universität Mazedonien (Griechenland), Elektroakustische Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und Komposition – Computermusik am Institut für elektronische Musik und Akustik (IEM) der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Derzeit promoviert sie an der gleichen Universität.
Ihre Kompositionen umfassen Werke für Soloinstrumente, Ensemble, Live- und interaktive Elektronik und wurden in Griechenland, Österreich, Portugal, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und in den USA aufgeführt.

Seit 2018 ist sie Principal Investigator des künstlerischen Forschungsprojekts Inter_agency, das am Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM) in Graz angesiedelt ist und das Potenzial von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen für die elektro-instrumentale Komposition erforscht.
Sie ist Mitglied des elektronischen Duos intra-sonic (Artemi-Maria Gioti und Visda Goudarzi). Sie entwickelte und moderierte zusammen mit Kosmas Giannoutakis das CECIA-Projekt (Collaborative Electroacoustic Composition with Intelligent Agents), bei dem sie die Machine-Learning-Algorithmen in das Projekt implementierte.
Des Weiteren erhielt Artemi – Maria Gioti Für „Temperaturen“ 2016 den KlimARS-Preis sowie für „Imitation Game“ den Giga-Hertz-Produktionspreis des ZKM | Karlsruhe im Jahr 2019.

https://www.artemigioti.com/

Manuel Alcaraz Clemente

Clemente Foto von Contra-Vent-i-Fusta

Manuel Alcaraz Clemente ist ein spanischstämmiger Schlagwerker, der sich auf die Interpretation Neuer Musik spezialisiert hat. Aktiv ist er hauptsächlich als Solist, Kammermusiker, Ensembleschlagwerker und Pädagoge.

Er absolvierte das Bachelorstudium an der Musikhochschule ESMuC in Barcelona, ein künstlerisches Masterstudium an der Musikhochschule ESMAE in Porto und ist Absolvent des Masterstudiengangs Performance Practice in Contemporary Music der Kunstuniversität Graz unter der Leitung des Klangforum Wien.
Seit 2016 ist Manuel Alcaraz Clemente Mitglied des Ensembles Schallfeld in Graz (AT) sowie des Duos Noviga Projekto (PT/AT). Er spielte außerdem mit Neue Musik Ensembles und Orchestern wie dem Klangforum Wien, den Lucerne Festival Alumni, dem Ensemble PHACE und dem Recreation Orchester Graz sowie bei Lucerne Festival, Wien Modern, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, dem Festival Klangspuren Schwaz (Tirol), Afekt Festival (Estland), dem Impuls Festival und Steirischen Herbst (Graz) und dem Huddersfield Contemporary Music Festival.

Manuel Alcaraz Clemente gibt Meisterkurse und Workshops an verschiedenen Universitäten und Musikschulen in Österreich, Portugal, Spanien und Slowenien.

https://manuelalcarazclemente.com/

Finale I+II –Das große Abschlusskonzert des realtime-festivals

Andi Otto Trio Foto von Konstantin von Sichart und Antonia Lange

Am Sonntag, 21. Mai 2023 findet um 18 Uhr das große Finale des realtime-festivals mit zwei aufeinanderfolgenden Konzerten im Schlachthof (Kesselhalle) statt:

Finale I:
Generation Kill
mit dem Nadar-Ensemble aus Belgien
Stefan Prins mit „Generation Kill – offspring #1 (2012)“ für Percussion, Violoncello, 2 Musiker:innen mit Gamecontroller, Live-Electronik & Live-Video

Finale II:
Andi Otto Band:
mit Andi Otto und seinem selbentwickelten „Fello“ sowie Manuel Chittka am Schlagzeug und Sebastian Kokus am Bass und Werken aus aktuellen Alben „Bow Wave“ und „Entangleland“ in Verbindung mit freien Improvisationen

Das Nadar-Ensemble: Generation Kill – offspring #1 (2012)

Finale I:
Das Nadar-Ensemble präsentiert: Generation Kill – offspring #1 (2012)
Videospiele, Social Media und das Internet sind allgegenwärtig. Wie aber wirken sie sich auf unsere Wahrnehmung und die Realitäten, in der wir leben, aus? Beeinflussen Videospiele Kriege? Werden in Zukunft Kriege wie Videospiele geführt?
„Generation Kill“ des belgischen Komponisten Stefan Prins ist ein hochaktuelles und brisantes Stück, das zum Nachdenken über Bildmanipulation anregt. Es ist ein Werk „über die zunehmende Bedeutung von Internet, Netzwerken und sozialen Medien, über Videospiele und Kriege, die wie Videospiele geführt werden, auf der Grenze zwischen Realität und Virtualität“, wie er selbst schreibt.
Auf der Bühne entsteht eine multiperspektivische Welt, die den Zusammenhang zwischen Virtualität und Realität vergegenwärtigt. Die Musiker:innen des Nadar-Ensembles bedienen neben den Instrumenten auch Spielekonsolen und lassen Audio- und Videosamples mit akustischem Instrumentalspiel untereinander agieren und sich gegenseitig kontrollieren.
Tatsache ist, dass bis heute angehende Soldaten mit Videokriegsspielen auf den Krieg vorbereitet werden.
Ein tiefgreifendes Stück, dass aktueller kaum sein kann.
Mit Unterstützung von klangpol.

Finale II:
Andi Otto Band präsentiert den „Fello“
Schon bei der ersten Ausgabe des Realtime-Festivals 2021 sorgte Andi Otto für Begeisterung beim Festivalpublikum. In diesem Jahr bildet er darum, diesmal zusammen mit seiner Andi Otto Band, den perfekten Abschluss dieses Festivals, bei dem neue innovative Aufführungen im Mittelpunkt stehen. Der Hamburger Musiker entwickelte nämlich den „Fello“, ein System aus einer Kombination von Cello, Sensoren und Software. Die Klänge des Cellos werden dabei durch Gesten mit dem Bogen verändert – und das Publikum kann live zuschauen, wie Andi Otto seinen „Fello“ zum Klingen bringt. Der Bogen tanzt durch die Luft und erzeugt atemberaubende sphärische Klänge. Gemeinsam mit Manuel Chittka am Schlagzeug und Sebastian Kokus am Bass entsteht eine Musik von atemberaubender Sogkraft.
Das Trio interpretiert Kompositionen der aktuellen Alben „Bow Wave“ und „Entangleland“ in Verbindung mit freien Improvisationen.

Im Anschluss kann das Publikum die Bühne erobern und Andi Otto Fragen zum Fello stellen, die der Musiker ausführlich beantworten und mit Klangbeispielen untermalen wird.

Anschließend Meet & Greet im Foyer und Ausklang des Festivals!

Tickets: 40 €
ermäßigt: 12 €
(ermäßigt sind alle Menschen bis 30 Jahre, Auszubildende, Studierende, Rentner*innen, Erwerbslose und Schwerbeschädigte)

Viten:

Stefan Prins
1979 in Belgien geboren, absolvierte zunächst ein Ingenieursstudium, woran sich ein Klavier- und Kompositionsstudium in Antwerpen und weiterführende Ausbildungen (Musiktechnologie, Sonologie, Kultur- und Technologiephilosophie) anschlossen. 2011 nahm er ein Ph.D.-Studium in Komposition an der Harvard University bei Chaya Czernowin auf. Seine Stücke erlangten große internationale Erfolge, werden von führenden Interpreten und Orchestern aufgeführt und wurden vielfach prämiert wie mit dem Young Composers Award der ISCM World Music Days (2014) oder dem Kranichsteiner Musikpreis (2010). Die Royal Flemish Academy of Belgium for Science and the Arts ernannte ihn zum Laureaten. Besonders eng arbeitet er mit dem belgischen Nadar Ensemble zusammen und war Mitbegründer des collectief reFLEXible, das auf Improvisation und multidisziplinäre Aufführungen spezialisiert ist.
www.stefanprins.be

Ensemble Nadar
Das Nadar-Ensemble wurde 2006 von einer Gruppe junger Musiker:innen gegründet, die eine gemeinsame Leidenschaft für zeitgenössische Musik teilen. Der Name des Ensembles gründet sich auf Nadar, ein Pseudonym von Gaspard-Félix Tournachon (1820-1910), der als Fotograf, Karikaturist und Kunstkritiker zum interdisziplinären Dialog einlud.
Das Nadar-Ensemble hat sich auf Werke von Komponisten der jüngsten Generation aus Belgien und dem Ausland wie Stefan Prins, Daan Janssens, Johannes Kreidler, Martin Schüttler, Alexander Schubert und Simon Steen-Andersen spezialisiert und sucht nach Alternativen und Ergänzungen zur gängigen Konzertform.
Das Nadar-Ensemble trat auf bei Festivals wie Ars Musica Brüssel, Handelsbeurs Gent, De Bijloke Gent, Concertgebouw Brügge, TRANSIT Festival Leuven, De Singel Antwerpen, Harvest Festival Denmark, Festival Musica Strasbourg, Tzlil Meudcan Tel Aviv, Blurred Edges Hamburg, Acht Brücken Köln, Rotterdam Philharmonic Gergiev Festival, Open Music Graz und den Donaueschinger Musiktagen.
www.nadarensemble.be

Andi Otto studierte Musikwissenschaft und Linguistik und schloss 2008 mit dem Master in Angewandten Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg ab. Seine Doktorarbeit verfasste er über das STEIM SensorLab, einem experimentellen Musik-Interfaces aus den 1980ern. Otto ist heute Komponist und Performer elektronischer Musik. Im Zentrum seiner Arbeit steht das selbstentwickelte Instrument „Fello“, eine elektronische Erweiterung des Cellobogens mit Bewegungssensoren. Konzerte führen ihn rund um den Globus. Er ist Mitglied des Flinn-Works Theaterkollektivs in Berlin, betreibt das Vinyl-Label Pingipung und komponiert für Theater-, Film- und Tanzproduktionen.
Seit 2004 veröffentlichte er sieben Solo-Alben, u.a. bei Multi Culti, Shika Shika und Pingipung. Bis 2015 verwendete er das Pseudonym „Springintgut“ für seine Veröffentlichungen.
Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtet er Medientheorie und gibt Workshops an der HKB in Bern und der Humboldt-Universität Berlin.
www.andiotto.com / Insta: antioddo

Manuel Chittka ist Schlagzeuger, Percussionist und Komponist. Er arbeitet solo und in verschiedenen Gruppen und Projekten, und darüber hinaus gerne auch in interdisziplinären Kontexten wie Performance, Tanz, Bildende Kunst oder Film.
http://manuelchittka.com / Insta: manuelchittka

Sebastian Kokus ist als Bassist in verschiedenen Projekten tätig. Mit seinen Bands Love-Songs und Cloud Management hat er mehrere Alben produziert. Als Live-Unterstützung für Musiker wie Andi Otto oder Mona Steinwidder spielt er internationale Auftritte.

Klaviermusik gestern – heute – morgen

Claudia Janet Birkholz Foto von Andreas Caspari

Die Pianistin und Dozentin für Neue Musik, Claudia Janet Birkholz, lädt drei Mal im Jahr zu einem besonderen Gesprächskonzert ein, bei dem sie mit ihren Gästen über Musik spricht und ausgewählte Werke am Flügel spielt.
Am Samstag, 15. April, hat sie das französische Allround-Talent Pierre Jodlowski eingeladen.
Jodlowski arbeitet als Komponist, Performer und Multimedia-Künstler in vielen Bereichen: von Film, über interaktive Installationen bis zu multimedialen Inszenierungen, aber auch Kompositionen für Klavier. Seine Werke sind wegweisend und genreübergreifend. Sie werden auf allen großen Festivals für zeitgenössische Musik eingeladen und auch uraufgeführt.
Im Mittelpunkt des Gesprächskonzerts stehen seine Arbeit und Klavierstücke, seine Verbindung zu John Cage und die Technik der Klavierpräparation – und damit ein Ausflug in die Geschichte der Klaviermusik: gestern – heute – morgen!

Mit Werken für präpariertes Klavier von Pierre Jodlowski und John Cage.

Let's Talk Music – Gesprächskonzert mit Claudia J. Birkholz und Pierre Jodlowski

Samstag, 15.4.2023
19-21 Uhr
Haus der Wissenschaft/Olbers-Saal
Karten an der Abendkasse.
Eintritt: 14 €/erm. 8 €
Reservierungen über info@realtime-bremen.de

KI kreativ nutzen

Pierre Jodlowski Foto von Wojtek Kornet

Pierre Jodlowski, der französische Komponist, Musiker und Multimediakünstler, kommt mit einem genreübergreifenden Musiktheater zum realtime-Festival im Mai 2023 nach Bremen. Das hochmoderne Stück „Alan T.“ aus dem Jahre 2021 zeigt neben traditionellen Instrumenten auch KI-gesteuerter Elektronik und Avatare.
Aber Jodlowski wird schon vorher nach Bremen kommen, um über dieses Werk zu sprechen.
Am 15. April 2023 wird er in einer Lecture im Haus der Wissenschaft erklären, wie er die KI-gesteuerte Elektronik und die Avatare entwickelt hat, wie er die KI programmierte und was die künstlerische Idee dahinter ist.
Außerdem spricht er über seine Arbeit im Allgemeinen, die im wahrsten Sinne multimedial ist und genreübergreifende Techniken sowie KI-Programmierungen einbezieht.
Die Zuhörenden können während der Lecture bestimmte Themen ausprobieren und Fragen stellen.
Sie wird in englischer Sprache gehalten.

Die Lecture ist konzipiert für Studierende der Informatik, ebenso der Kompositionslehre und alle Interessierte, die hinter die Kulissen eines solch umfangreichen multimedialen und genreübergreifenden Gesamtkunstwerk schauen wollen.

Pierre Jodlowski

studierte Klavier, Saxophon und E-Bass am Conservatoire de Toulouse, anschließend Komposition an der Universität von Toulouse. 1995 erhielt er an der Universität Lyon seinen Abschluss in Musik und Musikwissenschaft sowie 1996 sein Music National Diploma of Higher Studies (DNESM) in elektroakustischer Komposition. Anschließend studierte er am Institut für Forschung und Akustik/Musikkoordination Komposition und Computermusik. Seine Ausbildung schloss er 1998 mit der Erlangung der Habilitation als Professor für elektroakustische Komposition ab.
Jodlowski arbeitet heute als Komponist, Performer und Multimedia-Künstler in vielen Bereichen: Film, interaktive Installationen, Inszenierung.

Samstag, 15.4.2023
14-16 Uhr
Haus der Wissenschaft, Bremen
Karten an der Tageskasse.
Eintritt: 15 € / für Studierende frei!

Zwei Konzerte eröffnen das realtime-festival 2023

Christine Ott Foto von Jean-Pierre Rosenkranz

Mit dem Eröffnungskonzert am Mittwoch, 17. Mai, startet um 19 Uhr das realtime-festival im Sendesaal mit zwei Konzerten: Claudia Janet Birkholz und Laurenz Theinert erzeugen in ihrem „Pas de Deux“ mit Klavier & visual piano einen Klang-Farb-Rausch. Anschließend verzaubert Christine Ott an der Ondes Martenot mit Musik aus anderen Welten und Zeiten.

Opening I: Pas de Deux
Opening II: Ode Mystique
MI | 17. Mai 2023
19.00 Uhr
Sendesaal Bremen

Auch in diesem Jahr bringt das realtime-festival 2023 Stars der zeitgenössischen Musikszene nach Bremen, dieses Jahr aus dem Gastland Frankreich. Unter dem Motto „Mensch-Musik-Maschine“ berauschen Konzerte, Performances und Installationen alle Sinne und laden zu Austausch und Begegnungen ein.

Pas de Deux der besonderen Art

Zum Auftakt präsentiert das Festival zwei Konzerte im Sendesaal Bremen. Im ersten Konzert hat sich die Konzertpianistin Claudia Janet Birkholz zu einem Duo mit Laurenz Theinert zusammengetan. Theinert ist Virtuose an einem besonderen Instrument – dem visual piano. Es übersetzt Klänge in optische und räumliche Lichterscheinungen. Die Klänge liefert Claudia Janet Birkholz am Flügel. Sie spielt Werke der großen Komponisten Hans Otte, György Ligety und Luigi Dallapiccola, die in ihrer Farbigkeit und Struktur eine kongeniale Erweiterung der Lichterscheinungen des visual pianos sind.
Ein Tanz aus Formen und Farben, aus Klängen und Visionen für Augen und Ohren. Linien und Flächen erobern den schlichten Konzertsaal zum Klang meisterlicher Klaviermusik. Das Publikum sitzt mitten im Geschehen und wird von einer Landschaft aus schwebenden Mustern, psychedelischen Farben und betörenden Klängen verzaubert.
Ein Zusammenspiel der Extraklasse, einen Pas De Deux mit Werken der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Claudia Janet Birkholz studierte Klavier an der Hochschule für Künste in Bremen bei Kurt Seibert und ist dort seit 1993 Dozentin für Klavier und zeitgenössische Musik. Sie trat u.a. bei den Bodenseefestspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gaudeamus MusicWeek, Wien modern, den Berliner Festwochen, dem Ultraschallfestival, dem Festival für zeitgemäße Musik Bludenz und den Bregenzer Festspielen auf und widmet sich in letzter Zeit besonders der Entwicklung neuer Konzertformate in Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern, Psychologen, KI-Forschern und Mathematikern. Sie ist Initiatorin des Vereins „Realtime-Forum Neue Musik“ e.V. und künstlerische Leiterin des „Realtime Festivals für Neue Musik Bremen“, das jedes zweite Jahr in Bremen stattfindet.

Laurenz Theinert studierte an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Stuttgart und Leicester University, GB. Als Live-Licht- und Medienkünstler konzentriert er sein Schaffen auf visuelle Erfahrungen, die nicht bildhaft auf etwas verweisen. Mit seinem selbst entwickelten „visual piano“ spielte er Performances auf der ganzen Welt von Sao Paulo, London, Sydney, Berlin über New York bis Singapur. Theinert erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den VBKW Förderpreis (2009), den MuVI3 Award für synästhetische Medienkunst (2011), den Visual Music Award (2018) oder das Kavalierhausstipendium in Langenargen (2018).

Ode Mystique mit zauberhaften Klängen

Im zweiten Konzert des Abends erklingt nach einer Pause Musik wie aus anderen Welten und Zeiten, die Christine Ott, der Stargast aus Frankreich, an der Ondes Martenot nach Bremen bringt.
Die Ondes Martenot, ein monophones elektronisches Musikinstrument mit sieben Oktaven Umfang, machte seit seiner Erfindung im Jahr 1928 mit seinem variablen Klang Furore. Das elektronische Tasteninstrument wird mit der rechten Hand über ein Manual oder mittels eines Ringes gespielt, während mit der linken Hand Dynamik und Klangfarbe gesteuert werden können. Messiaen, Honegger oder Koechlin komponierten für das Instrument. Auch in der Filmmusik ist es bis heute oft zu hören (Die wunderbare Welt der Amelie).
Anklänge an die Pop-Musik und den Soundtrack eines Films werden auch in Otts Konzert aufblitzen. Neben Klassikern des Genres wird Christine Ott zudem eigene Werke spielen.

Christine Ott gilt als die Virtuosin des Ondes Martenot, außerdem ist sie Pianistin, Komponistin und Lehrerin am Straßburger Konservatorium. Sie ist Goldmedaillengewinnerin des Straßburger Konservatoriums, gewann den Preis des Nationalen Konservatoriums für Musik und Tanz in Paris und 2002 den ersten Preis für Kompositionen von François de Roubaix beim Antibes World Underwater Image Festival. Ott trat als Solo-Wave-Spielerin in vielen klassischen Orchestern und Festivals sowie mit Ensembles überall auf der Welt auf.

Eine Viertelstunde vor Beginn wird vor jedem Konzert eine Einführung zu den Künstler:innen und Werken angeboten.

Claudia Janet Birkholz – Klavier
Laurenz Theinert – visual piano
Werke von Hans Otte, György Ligeti und Luici Dallapiccola

Christine Ott – Ondes Martenot und Elektronik
Werke von Edouard Michael, Vincent Hänni, Karen Tanaka, Christine Ott und Bernard Parmegiani


Jedes Konzert dauert etwa 45 Minuten! Im Sendesaal ist freie Platzwahl.

Ticket: 40 €
ermäßigt: 12 €

(ermäßigt sind alle Menschen bis 30 Jahre, Auszubildende, Studierende, Rentner*innen, Erwerbslose und Schwerbeschädigte)

Special Sounds

Was zeichnet die zeitgenössische Musik aus? Da sind ungewohnt andere Klänge und enorm viel Einfallsreichtum! Besonders markant: Instrumente werden eingesetzt, die entweder völlig neu entwickelt oder – sofern es sich um traditionelle Klangkörper handelt – auf besondere Art verfremdet wurden.  Oder aber man bringt sie mit einer neuen Spieltechnik zum Klingen. Beim realtime 2023 – internationales festival für neue musik 2023 werden einige dieser außergewöhnlichen Instrumente (extended instruments) und Techniken (extended techniques) zu erleben sein:

Der Chordeograph

Über mehrere Jahre entwickelte der Komponist und Performer Gero Koenig aus Köln ein elektroakustisches Saiteninstrument, den Chordeographen. Hierbei werden 37 Basssaiten aus unterschiedlichen Metallen, Hölzern und Kunststoffen in Schwingungen versetzt. Geräuschhafte Klangschichtungen bis hin zu orchestraler Dichte und Weite erklingen.

Erfahrt mehr bei Gero Koenig: https://www.gerokoenig.de/workshop-chordeograph

Aber nicht nur die Optik des Instrumentes fasziniert. Der Chordeograph erschließt die Körperbewegungen der Spieler:innen elektronisch und setzt sie in Klänge um. Die Bewegungen der Arme und Hände erzeugen die Töne. Innerhalb kürzester Zeit kann das Instrument bedient und sogar gleichzeitig von mehreren Spieler:innen bespielt werden. Unter der Anleitung von Gero Koenig kann sich jede:r als Musiker:in ausprobieren!

Ondes Martenot

Die Ondes Martenot, ein monophones elektronisches Musikinstrument mit sieben Oktaven Umfang, machte seit seiner Erfindung im Jahr 1928 mit seinem variablen Klang Furore. Das elektronische Tasteninstrument wird mit der rechten Hand über ein Manual oder mittels eines Ringes gespielt, während mit der linken Hand Dynamik und Klangfarbe gesteuert werden können. Das klingt sphärisch, mystisch und futuristisch zugleich! Zahlreiche berühmte Komponisten wie Messiaen, Honegger oder Koechlin komponierten für das Instrument, aber auch in die Filmmusik hielt das Instrument Einzug, ebenso wie in Pop und Chanson.

Die französische Pianistin Christine Ott gilt als Virtuosin auf diesem Instrument. Weltweit wird sie auf Festivals eingeladen. Beim realtime-festival 2023 wird sie das zweite Eröffnungskonzert spielen mit Werken von Messiaen, Goude, Michael, Tanaka und Ott.

Schlagzeug-Roboter

Was passiert, wenn eine Künstliche Intelligenz Schlagzeug spielt? Kann sie in einem Duett mit einem menschlichen Schlagzeuger interaktiv spielen? So geschieht es in dem Stück „Imitation Game“ der Komponistin Artemi-Maria Gioti. Da dieses Zusammenspiel so außergewöhnlich anregend ist, lädt das realtime-festival die Komponistin mit ihrem Roboter-Schlagzeuger nach Bremen ein. In der Weserburg Museum für moderne Kunst werden die Komponistin und der (menschliche) Schlagzeuger mehrere Tage lang die hochkomplizierte Apparatur aufbauen. Das Stück selbst dauert dann nur 15 Minuten, wird aber zweimal gespielt – und das klingt jedes Mal anders, denn die Schlagzeug-KI reagiert auf die rhythmischen, klanglichen und dynamischen Antworten, stellt aber auch ebensolche Fragen. Da die Partitur des Stücks nichtlinear angelegt ist, kann sich der Musiker in Echtzeit an den Roboter-Perkussionisten anpassen und mit ihm interagieren: KI und Mensch spielen zusammen und agieren miteinander. Improvisationsmusik einmal anders!

Der Fello

Wenn Andi Otto sein „Fello“ zum Klingen bringt, beginnt das eigentliche Spiel mitunter erst dann, wenn der Bogen die Saiten verlässt und in der Luft tanzt. Der Hamburger Musiker entwickelte das „Fello“-System, das auf einer Kombination von Cello, Sensoren und Software beruht. Die Klänge des Cellos können dabei durch Gesten mit dem Bogen verändert werden. Dabei erinnert die Performance an das Spiel auf einem Theremin, das vor 100 Jahren erstmals kontaktlos elektronische Klänge aus der Luft holte. Andi Otto entwickelte das Fello als Artist-in-Residence am STEIM in Amsterdam, einem Tonstudio, das sich von 1969-2020 ausschließlich der individuellen Entwicklung von elektronischen Musikinstrumenten widmete. Bewegungssensoren generieren hier Daten aus den Gesten des Bogens, mit denen Otto die Tonhöhen, Filter und Echos seines Cellospiels im Computer steuern kann, ohne sich vom Cello abzuwenden.

Visual Piano

Das »visual piano« ist ein weltweit einzigartiges Instrument, mit dem sich auf der Tastatur statt Tönen bewegte (Raum-) Bilder erzeugen lassen. Lichtkünstler und Fotograf Laurenz Theinert konzipierte und entwickelte es gemeinsam mit den Softwareentwicklern Roland Blach und Phillip Rahlenbeck. Wenn Laurenz Theinert spielt, erzeugt er verschiedene grafische Muster, die über einen Beamer die Wände eines Konzertraumes in eine visuelle Landschaft verwandeln. Linien und Flächen verschmelzen zu pulsierenden Mustern aus psychedelischen Farben und kristallinen Formen – und hinterlassen nach ihrem Verschwinden im Publikum einen regelrechten Farbrausch.

Während des Eröffnungskonzerts des realtime festivals 2023 wird das Instrument live zu erleben sein: Zusammen mit der virtuosen Pianistin Claudia Janet Birkholz spielt Laurenz Theinert an seinem visual piano ein Duett. Zu Werken von Otte, Ligeti und Dallapiccola erobern Farben und Formen die Wände, Decken und Gegenstände des Raumes und zaubern farbenprächtige Landschaften.

Interview der künst­­­­lerischen Leitung von realtime – forum neue musik e. v.

Claudia Birkholz ist die künstlerische Leiterin des Vereins realtime-forum neue musik und des realtime – internationales festival für neue musik.
Anke Fischer ist die Assistenz der künstlerischen Leitung und zuständig für das künstlerische Betriebsbüro.

Was macht eigentlich eine künstlerische Leitung?

Die künstlerische Leitung ist sozusagen das Bodenpersonal eines Festivals. Dadurch können die Künstler:innen sich auf ihre Auftritte konzentrieren und ganz entspannt ihr Ding machen. Und das Publikum kann sich zurücklehnen und eine beeindruckende Aufführung erleben. Bevor es aber so weit ist, überlegen wir zuallererst, welche Konzerte oder Veranstaltungen für unser Publikum interessant und unterhaltsam sein könnten. Wir fragen uns, was die aktuellen Themen in der Welt sind. Was bewegt die Menschen? Danach nehmen wir Kontakt mit Künstler:innen auf, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Wir diskutieren künstlerische Ideen und ihre Umsetzung, suchen passende Veranstaltungsorte und kümmern uns um den reibungslosen inhaltlichen Ablauf der Projekte. Im Mittelpunkt steht dabei immer die moderne zeitgenössische Musik. Das gilt für die künstlerischen Inhalte der Konzerte sowie aller weiteren Veranstaltungen und Projekte für den Verein und für das Festival.

Welche Arten von Veranstaltungen liegen dem realtime festival und dem Verein am Herzen?

Da sind zunächst einmal die Gesprächskonzerte wie die Formatreihe „Let’s Talk Music“, bei denen wir Gäste einladen und über die Vielfalt der Neuen Musik sprechen. Dann gibt es auch ungewöhnliche und ausgefallene Musikwerke mit besonderen Instrumenten. Besonders stolz sind wir auf die multimedialen Inszenierungen. Alle unsere Konzerte werden moderiert. Das heißt, wir führen mit auch für Laien verständlicher Sprache in die Werke ein und erzählen, was das Besondere dabei ist, wie es verstanden werden kann. Wir laden ein, ganz offen und unvoreingenommen zuzuhören. Während der Aufführungen sollen – anders als sonst üblich – alle Sensorien des Publikums angeregt werden. Musik, Video, Installationen, Projektionen und immer wieder neue, faszinierende Klänge bereichern das Erlebnis und schärfen alle Sinne. Dazu suchen wir uns ungewöhnliche Orte, die mit der bekannten Atmosphäre eines Konzertsaales elegant und gelegentlich auch ironisch spielen. Das sind zum Beispiel Museen, Ausstellungsräume, Clubs, aber auch Kirchen und Theater oder sogar Heizungskeller.

Was macht die Besonderheit der Neuen Musik aus?

Die Vielfalt der Neuen Musik ist wirklich außergewöhnlich und eines ist sicher: Sie lässt niemanden kalt. Für den Zuhörenden kann es sowohl aufregend wie auch anregend sein, sich auf neue Klänge einzulassen. Und man hat hinterher immer etwas zu erzählen und zu diskutieren. Diese neuen Klang- und Erlebnisräume erzeugen völlig neue Aufführungskonzepte, die beim realtime festival im Mai 2023 zu sehen sein werden. Der Köster-Preis, ein in Bremen ins Leben gerufener Wettbewerbspreis mit hohem Anspruch an Idee und Performance, hat explizit dazu eingeladen, sich neue Aufführungskonzepte auszudenken. Eine große Zahl von Künstler:innen aus vielen Ländern haben ihre Projektentwürfe eingeschickt, aus denen eine internationale Jury die Finalist:innen aussucht. Ein Gewinner:innenprojekt wird dann während des Festivals einstudiert und aufgeführt. Wir haben in die Einsendungen hineingeschaut und können eine wirklich hochkarätige Aufführung versprechen. 

Das Gastland zum Festival im Frühjahr ist Frankreich. Wir haben Künstler:innen und Compagnien mit herausragenden Projekten aus dem in Bremen so gut verankerten Gastland eingeladen. Eine ungewöhnliche Begegnung mit unseren französischen Freund:innen ist garantiert.

Wie ist das Festival aufgebaut und intendiert?

Es soll ein Festival der Musik für alle Musikinteressierten in und um Bremen werden. Darum gibt es neben den Konzerten und multimedialen Performances auch viele Open-Air Aktionen in der Stadt, in der Straßenbahn, in den Wallanlagen, die für alle Menschen zugänglich sind. Dazu bieten wir Workshops für Erwachsene und ganz besonders auch für Kinder und Jugendliche. Ergänzend gibt es TalkTimes, also gut verständliche Gespräche zum aktuellen Musikgeschehen.

Alle Konzerte des Festivals dauern jeweils ungefähr 45 Minuten und zeigen Performances, Projektionen, neuartige Instrumente und vor allem viel Musik, die sich inhaltlich am Thema des Festivals orientiert. Es geht ja um „Mensch-Musik-Maschine“. Wir werden Konzerte hören, die von einer Künstlichen Intelligenz, also einer sich selbst programmierenden und damit umweltsensiblen Software, gesteuert werden. Besonders am Herzen liegen uns multidimensionale Konzerte wie das Musiktheater über den Vater der ersten Rechenmaschine, Alan Turing, oder zum Beispiel Musiker:innen an Spielkonsolen, die für eine Verschmelzung zwischen Video und Live-Musik sorgen.

In der Innenstadt Bremens wird es kleinere spontane und öffentliche Konzerte geben – auch die sind außergewöhnlich. Zum Beispiel wird ein Konzert mit der Beteiligung von Motorrädern oder einem Schlagzeug aufgeführt. In diesem Fall wird es faszinierend, herausfordernd und sogar laut, vielleicht aber ja auch leise und nachdenklich. Wie die Vielfalt der Neuen Musik eben sein kann. Wir freuen uns auf das Publikum, die Künstler:innen und das Festival – und die vielen Begegnungen und den Austausch zwischen allen! Alle Bremer:innen sind herzlich eingeladen.


Claudia Janet Birkholz, geboren in Bremen, ist eine im In- und Ausland gefragte Interpretin für Klaviermusik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie Dozentin für Klavier und zeitgenössische Musik an der Hochschule für Künste Bremen.

Sie trat u. a. bei den Bodenseefestspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, Gaudeamus MusicWeek, Wien modern, den Berliner Festwochen, dem Ultraschallfestival, dem Festival für zeitgemäße Musik Bludenz und den Bregenzer Festspielen auf. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Vereins realtime – forum neue musik e. v. und künstlerische Leiterin des realtime – internationales festival für neue musik.

Mehr Infos findet ihr hier:
https://cjbirkholz.com/

Anke Marie Fischer studierte Public Relations in München zur PR-Fachwirtin, belegte Seminare in Journalismus und arbeitete mehrere Jahre im Feuilleton regionaler Zeitungen in Bayern. Sie berät und betreut Kultureinrichtungen, bis 2004 in Bayern und heute in Bremen, u.a. für den St. Petri Dom sowie für das Musikfest Bremen. Seit zehn Jahren arbeitet sie für den Verein realtime – forum neue musik e. v. und als künstlerische Assistenz des realtime – internationales festival für neue musik.

Was ist ein Gesprächs­konzert?

Let´s Talk Music mit Claudia Janet Birkholz & internationalen Gästen

Mehrmals im Jahr lädt die Konzertpianistin Claudia Janet Birkholz, Expertin für Neue Musik, zu diesem besonderen Konzertformat mit einem hochkarätigen Gast aus den Gebieten Musik, Wissenschaft oder Kunst ein.

Claudia Birkholz ist eine international renommierte Pianistin und Dozentin für Neue Musik an der Hochschule für Künste, Bremen. In ihren Gesprächskonzerten gibt sie Einblicke in die Welt der Neuen Musik, sowie in deren Entwicklung und Besonderheiten. Sie spielt live interessante Werke und stellt wegweisende Komponisten und neuartige Spieltechniken vor. Mit den Gästen spricht sie über die Wahrnehmung der (Neuen) Musik sowie über die aktuellen  wissenschaftlichen Entwicklungen, die sich nicht zuletzt auch auf die Musik auswirken. Dabei kann es um Filmmusik, Mathematik in der Musik oder die musikalischen Fähigkeiten einer Künstlichen Intelligenz gehen oder es werden Verbindungen zu anderen Künsten hergestellt.

Warum über Musik reden?

Claudia Janet Birkholz sagt: „Neue Musik ist anders als alles, was wir täglich an Musik hören, die ja oft nur zur Übertönung der Stille dient, vielfach auch ‚Fahrstuhlmusik‘ ist. In der Neuen Musik gibt es so viel zu entdecken – ganze Klangwelten! Ich möchte Menschen, die Lust auf Neues haben, einen leichteren Zugang dazu ermöglichen. Darum sprechen wir über die Musik und hören sie live an. Das darf gerne auch mehrmals oder in kürzeren Abschnitten passieren. So hat jeder die Möglichkeit, diese Musik kennen zu lernen und so seine eigene faszinierende Entdeckungsreise zu beginnen.“ 

Was erwartet uns?

Es finden sich im musikalischen Zusammenhang ungewöhnliche Gäste ein und reden mit Claudia Janet Birkholz und dem Publikum über alle Bereiche der Neuen Musik. Das Thema ist stets neu und spartenübergreifend. Das sind die Kennzeichen für Let´s Talk Music, das mit live gespielter Musik für eine besondere Atmosphäre sorgt.

Let´s Talk Music mit dem Filmkomponisten Henning Lohner

Zu Gast waren bisher:

2015: Jamilia Jazylbekova, in Kasachstan geborene Komponistin

2016: Erwin Koch-Raphael, Komponist aus Bremen, Antoni Knigge, Hamburger Textil-Künstlerin, Kilian Schwoon, Komponist und Professor an der HfK Bremen

2017: Marina Szudra, Sängerin, Tobias Gravenhorst, Musiker und Domkantor des St. Petri Doms Bremen, Mala Kamenidu, Tänzerin in Bremen

2018: Mathieu Bech, Pianist, improvisierend zu Kunst, Benjamin Fischer, Oboist und Mitglied des Ensemble New Babylon, Ben Godde, Professor für Neurowissenschaften an der Jacobs Universität Bremen

2019: Kai-Uwe Kühnberger, Professor für Künstliche Intelligenz an der Universität Osnabrück, Achim Bertenburg, Maler, Christoph Louven, Professor für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Osnabrück

2020: Jörn Paland, Audiotherapeut

2022: Heinz-Otto Peitgen, Mathematiker und emeritierter Professor, Henning Lohner, Filmkomponist, Ingo Clauss, Kurator der Weserburg Museum für moderne Kunst

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